Wurmkur fürs Pferd im Frühjahr: Tierärztin erklärt, wie man vor der Weidesaison richtig entwurmt!
Frühlingszeit ist Koppelzeit! Mit längeren Tagen, warmen Sonnenstrahlen und sprießendem Grün geht es mit großen Schritten auf die Weidesaison zu. Das freut nicht nur unsere Vierbeiner sondern auch für unliebsame Parasiten bedeutet Koppelzeit Hochsaison. Da viele Pferdeweiden aus Platzgründen nur noch begrenzt sind, verbreiten sich hier Würmer, Larven und Co. ganz besonders ergiebig und werden schnell von Pferd zu Pferd übertragen.
Ein Parasitenbefall beim Pferd äußert sich allgemein durch schlechte Kondition und mangelhafte Futterverwertung. Hinzu kommen, je nach Grad der Verwurmung, ein beginnender Nährstoffmangel, sporadischer oder dauerhafter Durchfall, stumpfes Fell, latenter Juckreiz und Hautprobleme – um nur einige der Symptome eines Wurmbefalls zu nennen. Hinzu kommen allgemeine Schlappheit und kontinuierlich abnehmende Leistungsbereitschaft. Je nach Schwere des Befalls und Art der Parasiten kann eine Wurminfektion sogar zu Kolik, Darmperforation und lebensbedrohlichen Darmverschluss führen. Richtiges Entwurm-Management bedeutet somit sein Pferd vor fatalen Folgeschäden zu bewahren und es während der gesamten Weidesaison fit zu halten.
Die wichtigsten Wurmarten beim Pferd: Einteilung in drei Hauptgruppen
1. Rundwürmer, die sogenannten Nematoden
Hierbei handelt es sich um fadenförmig lang gestreckte Würmer mit einem kreisrunden Körper. Dieser Kategorie gehören die Zwergfaden- und Spulwürmer, Pfriemenschwänze und Strongyliden an.
Kleine Strongyliden: Weit verbreitet sind diese 5-25mm langen, weißen Rundwürmer. Sie gelangen über das Futter in den Verdauungstrakt und entwickeln sich dort indem sie sich in die Darmschleimhaut setzen und von dieser ernähren. Dadurch kommt es zu starken Schleimhautreizungen. Symptome treten vor allem im Frühjahr und bei Weidepferden auf.
Große Strongyliden: Ausgewachsen befällt er Blind- und Dünndarm, während seine Larven durch den Körper wandern und gefährliche Schäden verursachen indem sie Darm und Gefäße verletzen. Schwere Koliken, Abgeschlagenheit, Fieber und schlechtes Fell sind nur einige der Symptome. Übertragung zu anderen Pferden erfolgt über Eier im Kot und die Wiederaufnahme durch das Futter (Koppel).
Spulwürmer: Bleistiftdick und bis zu 50cm lang: Spulwürmer werden über das Futter/ die Weide aufgenommen. Ihre Larven gelangen über die Gefäße zur Lunge, weiter in die Bronchien, in den Rachen und werden von dort abgeschluckt. Im Dünndarm wird ihre Entwicklung abgeschlossen. Eier werden über den Kot ausgeschieden. Neben chronischen Darmentzündungen verursachen sie Koliken und Durchfälle. Wandern sie statt in die Lunge ins Gehirn kommt es zu zentralnervösen Störungen.
Pfriemenschwänze: Pfriemenschwänze sind 1-20cm lang und rund. Sie befallen Blind- und Dickdarm, wobei sie zur Eiablage Richtung Analgegend wandern und dort Juckreiz auslösen (Schweifscheuern). Außer zu Juckreiz kommt es weiterhin zu Appetitlosigkeit, häufigen Koliken und Schleimhautreizungen/Entzündungen.
Zwergfadenwürmer: Mit knapp 10mm klein, aber gerade für Fohlen äußerst gefährlich! Zwergfadenwürmer können über die Muttermilch übertragen werden und verursachen beim Fohlen Darmschleimhautentzündungen, Durchfall, Lungenblutungen und Entwicklungsstörungen.
2. Bandwürmer, die sogenannten Cestoden
Durch ihren kennzeichnenden sehr platten Körper werden diese Parasiten auch Plattwürmer genannt.
Pferdebandwurm: Im Verdauungstrakt setzt er sich meist zwischen Blind- und Dünndarm fest und kann von dort aus für Verstopfungen, Darmentzündungen und Koliken sorgen. Hauptüberträger von Bandwürmern ist die Moosmilbe, welche ihre Hochzeit von Spätsommer bis Herbst hat. Gegen Bandwürmer wird aus diesem Grund in jedem Fall im Herbst sowie vor Beginn der Weidesaison im Mai entwurmt.
3. Magendasseln
Diese Magen-Darm Parasiten sind keine Würmer im eigentlichen Sinne. Es handelt sich bei ihnen um die Larven von Dasselfliegen, welche im Verdauungstrakt heranwachsen. Die Eier werden im Fell abgelegt und durch Schlecken aufgenommen. Im Magen entwickeln sie sich zu Larven und verursachen Koliken und eine starke Gewichtsabnahme. Bei hochgradigem Befall kann es zu Magengeschwüren, Blutarmut oder im schlimmsten Fall zum Magendurchbruch kommen. Behandelt wird gegen die gefährlichen Larven standardmäßig im Winter (Dezember).
Richtig entwurmen: Wurmarten nach Alter und Haltungsform erkennen
Für einen Wurmbefall sind wenige Tage alte Fohlen ebenso anfällig wie alte Rentnerpferde, jedoch unterscheiden sich je nach Pferdealter häufig die Wurmarten. Während junge Pferde und Fohlen eher von Zwergfadenwürmern oder Spulwürmern befallen sind, werden bei älteren Pferden und Pferden in reiner Stallhaltung häufiger Pfriemenschwänze nachgewiesen. Pferde die viel auf der Weide sind, werden meist von Bandwürmern, Strongyliden oder Magendasseln befallen. Diese Unterscheidung ist wichtig, um im Zweifelsfall das richtige Präparat zur Entwurmung zu wählen- abhängig von Pferdealter und Haltungsform.
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Pfriemenschwänze |
Senioren, Stallpferde |
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Zwergfadenwürmer |
Fohlen, Jährlinge |
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Spulwürmer |
Fohlen, Jährlinge |
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Magendasseln |
Weidepferde |
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Bandwürmer |
Weidetiere |
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Strongyliden |
Weidetiere |
Gezielte Entwurmung: Hygienemaßnahmen und selektive Parasitenbehandlung
Quarantäne nach Entwurmung: Warum Stallruhe und Einstreuwechsel wichtig sind
Wird eine Entwurmung durchgeführt, so muss beachtet werden, dass die behandelten Tiere für 3 Tage vermehrt Würmer ausscheiden. Somit muss in dieser Zeit Stallruhe eingehalten und anschließend die gesamte Einstreu entfernt werden. Bei Nichteinhaltung dieser „Quarantäne“, würden sich die Pferde sofort wieder infizieren und die Entwurmung wäre nutzlos. Es sollte sich bei jeder Entwurmung das verwendete Präparat notiert werden, um im Folgejahr auf einen anderen Wirkstoff umzusteigen. So verhindert man das mögliche Auftreten von Resistenzen und man behandelt breit gefächert.
Um zu verhindern, dass Parasiten in den Bestand eingeschleppt werden, sollte jedes Pferd vor der Einstallung in einen neuen Bestand auf Parasiten hin untersucht und entwurmt werden. Da bei der Entwurmung verstärkt Parasiten ausgeschieden werden, sollten die Pferde, je nachdem welcher Wirkstoff in der Wurmkur enthalten ist, 1-3 Tage eingestallt bleiben. Anschließend ist die Einstreu zu entfernen und der Stall zu reinigen. Prinzipiell empfehlen sich zeitgleiche, regelmäßige Entwurmungen bei allen Pferden eines Bestandes gemäß eines Wurm Kontroll Programms durchzuführen. Dieses Entwurm-Management ergibt sich aus dem Parasiten Status eines Bestandes, der durch Kotproben Untersuchungen ermittelt und jährlich kontrolliert werden sollte.
Frühjahrs- und Herbstentwurmung: Die richtige Wirkstoffwahl für einen wirksamen Schutz
Im Frühjahr vor dem Weideaustrieb wird sehr effektiv mit Fenbendazol (1 Tag Wartezeit) entwurmt, wobei im Folgejahr dann auf den Wirkstoff Pyrantel (3 Tage Wartezeit) umgestiegen werde sollte. Im Herbst vor der Einstallung sollte mit dem gleichen Wirkstoff nochmals entwurmt werden, um im Folgejahr dann auf ein anderes Präparat umzusteigen (Faustregel 1 Entwurmungs-Wirkstoff pro Jahr). Bei starkem Wurmbefall oder nicht erfolgreicher Behandlung eignen sich die Wirkstoffe Ivermectin oder Moxidectin als Ausweichpräparate mit breiterem und stärkerem Wirkungsspektrum.
Der Bestand sollte während der gesamten Weidesaison regelmäßig auf Endoparasiten untersucht werden, da im Verlauf der grünen Saison das Infektionsrisiko zunimmt.
Faustregel zum Entwurmen und zur Weidehygiene:
• Zwei Woche vor Impfung entwurmen
• Bei Bandwurmbefall: Entwurmung Frühling + Herbst
• Bei Magendasselbefall: Entwurmung Anfang Dezember
• Ein Wirkstoff pro Jahr
• Entwurmungs Kontrollen vor, während und nach Weidesaison
• Sauberhalten der Koppel
• Maximal 2 Pferde/ha
• Regelmäßig Weiden wechseln oder mit Wiederkäuern abwechseln
• Kalkstickstoff auf Koppeln im Frühjahr
• Boxen sauber + trocken halten
• Vermeidung von Matratzenstreu
© Autorin: Hanna Katrin Stephan
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