Das Immunsystem des Pferdes stärken durch Ernährung und Pflege
Ein starkes Immunsystem ist die beste Voraussetzung für die Gesundheit deines Pferdes - besonders in der kalten Jahreszeit oder bei Stress. Mit einer ausgewogenen Fütterung, hochwertigen Nährstoffen und der richtigen Pflege kannst du die Abwehrkräfte deines Pferdes gezielt unterstützen. Finde heraus, welche Maßnahmen wirklich helfen, dein Pferd fit und widerstandsfähig zu halten!
Die Körperabwehr des Pferdes - ein Wunderwerk der Natur
Würde man das Immunsystem eines Pferdes mit einem Beruf vergleichen, wäre es ein Topmanager, der 24 Stunden am Tag arbeitet. Das Immunsystem des Pferdes muss vielfältige Aufgaben bewältigen, komplexe Systeme steuern und im Minutentakt wichtige Entscheidungen treffen:
Was darf in den Organismus und was muss draußen bleiben?
Was gehört zum eigenen Körper und was ist fremd?
Ist die neue Substanz harmlos oder ein potenzieller Feind?
Diese komplizierten Abwägungen lassen kaum Spielraum für Fehlentscheidungen! Gerade wenn die Tage kürzer und die Temperaturen kühler werden, ist eine intakte Immunabwehr unerlässlich, um drohende Infektionen schon im Keim zu ersticken.
Das Immunsystem des Pferdes als Meisterwerk
Die Komplexität der Körperabwehr zeigt, welches Wunderwerk das Immunsystem täglich vollbringt. Doch wie in jedem System hängt der Erfolg von den einzelnen Mitspielern ab. Jeder „Spieler“ in der Abwehr hat seine eigene wichtige Aufgabe und ist Teil eines komplexen Mechanismus. Das Immunsystem lässt sich in zwei Hauptbereiche unterteilen:
• Spezifische Abwehr: Stellt Antikörper her, die zum Eindringling passen.
• Unspezifische Abwehr: Wehrt Krankheitserreger durch allgemeine Reaktionen ab.
Je nach Spezialisierung und Lokalisation der einzelnen Abwehrorgane kann eine weitere Unterteilung erfolgen:
• Mechanische Abwehr: Haut und Darm.
• Chemische Abwehr: pH-Milieu.
• Mikrobielle Abwehr: physiologische Mikroflora.
Das zentrale Abwehrsystem - die Haut und der Darm des Pferdes
Als Teil der mechanischen Abwehr sind vor allem die großen Organe Darm und Haut als Kämpfer an vorderster Front zu nennen. Beide Organsysteme erfüllen für den Vierbeiner wichtige und lebensnotwendige Aufgaben und sind weit mehr als nur passive Schutzhüllen oder Verdauungsorgane. Als unverzichtbare Bestandteile des Immunsystems müssen beide Organe erkennen, welche Stoffe eine Gefahr darstellen und welche benötigt werden. Erkennen sie einen potenziellen Eindringling, leiten sie schnell und effektiv eine Abwehrreaktion ein.
Ein Beispiel: Fieber. Die erhöhte Körpertemperatur des Pferdes ist das Symptom einer Abwehrkette, die bei einer Infektion in Gang gesetzt wird. Durch den Temperaturanstieg werden krankmachende Bakterien abgetötet. Der ständige Kampf zwischen Krankheitserregern und Immunsystem ist notwendig, um ein gesundes Pferdeleben zu ermöglichen. Während die Erreger immer neue Wege suchen, das Immunsystem zu überwinden, wird die Abwehr selbst immer erfinderischer.
Ähnlich wie der Fortschritt in der Technik ist aber auch ein immer „moderneres“ Immunsystem bis zu einem gewissen Grad anfällig für Fehler und Entgleisungen. Herausforderungen an das Immunsystem
• Krankheitserreger entwickeln immer neue Strategien.
• Das Immunsystem wird entsprechend erfinderischer.
• Fortschritte können aber auch Schwächen mit sich bringen (z.B. Allergien, Autoimmunerkrankungen).
Unterstützung des Immunsystems des Pferdes
Gerade in belastenden Zeiten - wie der kalten Jahreszeit, nach Krankheiten oder in Stresssituationen (Turnier, Transport, Stallwechsel, Scheren) - braucht das Immunsystem besondere Unterstützung.
Immunpower für das Pferd beginnt am Futtertrog
Eine gesunde, artgerechte Ernährung, die den täglichen Bedarf des Pferdes deckt und den Stoffwechsel nicht mit ungesunden Zusatzstoffen belastet, ist die wichtigste Voraussetzung für ein intaktes Immunsystem.
Entscheidend für eine gesunde Pferdefütterung sind
• Qualitativ hochwertige Futtermittel
• Richtige Rationsgestaltung und Fütterungsmanagement.
Das ursprüngliche Steppentier Pferd wird durch die künstliche Stallhaltung auf eine Ernährung umgestellt, die mit der ursprünglichen Nahrungsaufnahme nicht mehr viel gemein hat. Statt 20 Stunden am Stück zu fressen und zu kauen, werden dreimal täglich große Mengen Kraftfutter und mehr oder weniger große Raufutterportionen angeboten. Für eine derart komprimierte Nahrungsaufnahme ist der relativ kleine Pferdemagen nicht gebaut. Dieses Fütterungssystem führt häufig zu:
• Schlechte Futterverwertung
• Wiederkehrende Koliken
• Magengeschwüren.
Probleme durch Übersäuerung
Zu viel Säure im Magen ist häufig die Ursache von Verdauungsproblemen. Der Speichel des Pferdes wirkt als natürlicher Säureblocker. Beim Fressen von Kraftfutter wird jedoch nur wenig Speichel produziert. Längeres Kauen hingegen erhöht die Speichelmenge und unterstützt den Verdauungstrakt.
Optimierung der Verdauung:
• Frei verfügbares Heu
• Faserreiches Ergänzungsfutter
• Langer Weidegang.
Bei akuten Problemen und Reizmagen helfen schleimbildende Zusätze wie Flohsamen oder Leinsamen, die Magenschleimhaut zu regenerieren. Vor Stresssituationen (z.B. Transport, Turnier) sollte prophylaktisch eine kleine Portion Heu gefüttert werden.
Das Immunsystem des Pferdes durch natürliche Zusatzstoffe stärken
In der Übergangszeit oder in der kalten Jahreszeit, insbesondere im Herbst und Winter, können natürliche Ergänzungsfuttermittel die Abwehrkräfte des Pferdes stärken. Besonders geeignet sind natürliche Vitamine, allen voran Vitamin C.
Natürliche Quelle von Vitamin C:
• Sanddorn
• Granatapfel
• Aroniabeeren
• Camu Camu (Superfood).
Darüber hinaus unterstützen die wertvollen Fettsäuren Haut und Fell, was gerade im Fellwechsel eine unverzichtbare Hilfe sein kann.
Fazit
Das Immunsystem des Pferdes ist ein hochkomplexes System, das täglich Höchstleistungen vollbringt. Eine artgerechte Haltung, eine ausgewogene Fütterung und gezielte Ergänzungsfuttermittel stärken das Immunsystem und helfen, die Gesundheit des Pferdes langfristig zu erhalten. Ein starkes Immunsystem beginnt - ganz einfach - im Futtertrog.
Author
H. K. Stephan (Tierärztin)
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